Hallo Freunde!
Der 24.10. wieder ein sehr warmer und sonnenreicher Tag. Volubilis besucht. Dort befinden sich römische Ausgrabungen mit relativ gut erhaltenen Mosaiken. Und am Eingang auch Händler! Ich war mitten im Feilschen um einen wunderschönen, teilweise geschliffenen Granit mit Einschlüssen von Ammoniten, da entdeckte mich Doris!! Den Rest muss ich nicht schreiben, nur so viel, der Händler hat noch immer den Stein.
Weiter zum muslimischen Wallfahrtsort Moulay Idriss, der wohl ältesten Stadt Marokkos, aus dem Jahr 788. Gegründet von Idris Ben Abdellah, der zugleich der Gründer Marokkos ist. Heute nun liegt er im Mausoleum und ist der große Heilige Marokkos. Die Stadt gilt als heilig und für Ungläubige war sie lange gesperrt, auch heute darf kein Ungläubiger das Mausoleum betreten. Die Stadt ist um einen Felsen angelegt und viele Marokkaner pilgern 3x nach Moulay Idriss, wollen damit eine Hadj nach Mekka ersetzen! Ist ja auch wesentlich preiswerter. Aber die offizielle Koranauslegung erlaubt solch eine „Irrfahrt“ natürlich nicht. Der Aufgang zum Khiber-Viertel ist ein Erlebnis, es geht an Gemüse-, Obst-, Fleisch-und Devotionalienhändlern vorbei. Alles gibt es in Hülle und Fülle! Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe lästiger fliegender Händler, die dir alles Mögliche andrehen wollen. Auf dem Rückweg haben wir uns für ganz wenig Geld mit Obst eingedeckt.
Man fährt durch landschaftlich sehr schönes Gelände mit vielen Olivenbäumen und Weinstöcken. Das Land wird fleißig beackert, sieht alles sehr gepflegt aus. Ihr alle wisst, irgendwann verlassen die Störche unsere Region, wo fliegen sie hin? Einige zu mindestens nach Marokko!! Wir sind an Sendemasten, wo in unterschiedlicher Höhe Schüsseln angebracht waren, vorbei gefahren. An einem Mast habe ich 13(!) Nester gezählt! Auch viele Hochspannungsleitungsmasten dienen den Vögeln zum Nestbau.
Heute ist Freitag und damit in einem islamischen Land Feiertag. Aber so ganz ernst wird das nicht mehr gesehen, der König hat erlassen, dass der Sonntag arbeitsfrei ist!
Am Nachmittag Stadtbummel durch Meknes. Den Mittelpunkt der Stadt bildete die Festung Tagrart, später bekam die Stadt ein Wasserversorgungsnetz. Richtig gut wurde es aber erst Ende des 17.Jh. unter dem despotischen Alawidenherrscher Mulay Ismail. Er machte Meknes zur Hauptstadt Marokkos. 30 000 Sklaven bauten für ihn Paläste, Gärten und 40 km Stadtmauern! Allein in seinen Pferdeställen standen 40000 Gäule und die Getreidespeicher waren so ausgelegt, dass die Stadt eine 15-jährige Belagerung überstanden hätte. (Unser Guide) Es gab aber in seiner Zeit nur eine 15-tägige Belagerung durch Berberstämme! Aber mit seiner 150 000 Mann starken Armee vertrieb er die Engländer und Spanier, auch die Türken hielt er auf. Aber wie das so oft in der Geschichte ist, seine Nachfolger waren hoffnungslos zerstritten und zerstörten die Paläste. Besichtigen kann man noch die Kornspeicher und Stallungen. Dann weiter zum Mausoleum von Ismail, vorbei an den gewaltigen Mauern des Königspalastes Dar El Makhzen. Das Mausoleum ist wieder kunstvoll im maurischen Stil ausgestaltet.
Dann durch den Suq, der heute am Freitag recht ruhig war, nur wenige Geschäfte hatten offen. Aber wie immer, man könnte hier fündig werden, z.B. kosten moderne Schuhe nur 1/3 von dem, was wir daheim zahlen müssten. Am Ende des Rundganges kamen wir auf den Platz El Hedim, 200x100m, Platz der Gaukler u. Straßenhändler. Hier befindet sich auch Marokkos berühmtestes Tor, das Bab El Mansour von 1732. Dort haben wir in einem Cafe auf der Dachterrasse Nus-Nus und Minztee getrunken. Nus-Nus ist, in einem Glas servierter, sehr starker Kaffee, der mit heißer Milch aufgeschäumt wird. Dazu mindestens 2 Würfel Zucker! Der Minztee schmeckt ganz ausgezeichnet und ist überhaupt nicht vergleichbar mit unseren Aufgussbeuteln. Er besteht aus Grünem Tee mit frischer Minze. Schmeckt mir sogar!
Unser 5* Hotel gefällt uns sehr gut und 3 Nächte am Stück ist auch sehr schön. Inzwischen sind wir umgezogen zum Dinner! Das Essen geht, wir hatten zwar schon bessere Büfetts, aber satt geworden sind wir immer. Heute waren die Kellner tüchtig durcheinander, die Getränke dauerten. Es herrscht bei den Herrschaften eine strenge Hierarchie, einer darf die Bestellungen aufnehmen, andere dürfen bringen und alle zusammen räumen auch mal das Geschirr ab.
25.10., Heute steht die nächste, die vierte Königsstadt auf dem Programm, Fes. Der Großraum hat über 1 Mio EW. Fes ist die interessanteste Stadt Marokkos und deren geistiges und kulturelles Zentrum. Neben der Azhar-Uni in Kairo hat Fes die älteste islamische Uni, die Kairaouyine. (UNESCO) Und noch etwas hat Fes, die größte Medina Afrikas (84 ha) und damit wohl auch das größte Straßenlabyrinth der Welt!
Zuerst in die Mellah, dem Judenviertel, in dem jetzt aber kein Jude mehr lebt. Dort steht das hervorragend restaurierte Bab Segma mit irren Treibarbeiten in Messing. Das Judenviertel strahlt einen morbiden Charme aus, vieles ist im Zerfall. Vorbei am Königspalast. Da sieht man allerdings gar nichts, außer Mauern. Das Bab Boujeloud oder blaue Tor, eins der meist fotografierten Tore Marokkos, führt in die Medina. Die Medina beherbergt 250 000 Menschen, meist der ärmeren Kaste angehörend. Sie beherbergt auch die Suqs und Handwerker. Vor etlichen Jahren sollte das Viertel modernisiert und restauriert werden, doch die Bewohner weigerten sich, wohl aus Angst, später die Mieten nicht bezahlen zu können. Nun gammelt es vor sich hin. Wir haben solch eine Medina noch nie gesehen. Faszinierend und beängstigend zugleich. Enge, verwinkelte Gassen, viele Menschen, Laden an Laden und dann plötzlich Schreie, „Wallak, wallak“ (oder so ähnlich), dann musst du dich an die Wand drücken weil ein beladener Esel oder Pferd Vorfahrt hat! Ebenso haben die Lastkarren das Vorrecht. Die Menschen machen dir auch nicht Angst, es ist mehr die Enge, die ungewohnte Unsauberkeit, deine eigene Unsicherheit, weil bei jedem Einkauf das Gefeilsche losgeht, und die Frage, wie lange halten diese oder jene Abstützungen noch. Aber all das irritiert nur die Ungläubigen! Zwei Handwerksbetriebe wurden besucht, einmal die Graveure und dann die Gerber.
Die ersteren kann man ob ihrer Kunstfertigkeit nur bewundern, die zweiten eventuell bedauern. Die Gerberei im Chouwara-Bezirk hat sich seit fast 1000 Jahren nicht verändert! Die Gerber stehen mit ihren Beinen und Armen in den Bottichen, alles ist schmutzig hoch 3 und es stinkt gewaltig. Sie sind stolz darauf, dass sie keinerlei Chemie einsetzen, aber zum Beispiel Taubenkot! Nach gut 3 Stunden waren wir dann auch knülle! Sicher kann man noch sehr viel mehr in Fes entdecken und erleben, doch für einen Tag reichte es.
Uda u. Bernd wurden heute Urgroßeltern! Sind mächtig stolz drauf und so wurde der Fin bei den Urgroßeltern noch begossen!
26.10. Weiterhin schönes Wetter, immer über 30°C. Heute ein Bus-Tag, von Fes nach Marakech über Beni-Mellal. Von Fes bis dorthin sehr schöne und gefällige Landschaft, dann wurde es allerdings sehr flach und weniger interessant. Auffällig war, dass südlich von Fes keine Störche mehr nisten, alle Masten frei von Nestern. Auch wurde es ärmer, die Bauern sind trotz ihrer vielen Arbeit nicht wirklich reich. Obwohl die Regierung sie per Gesetz von den Steuern befreit hat. Aber wie jedes gut gemeinte Gesetz, hat auch dieses seine Negativseiten. Das beste und meiste Land gehört Großgrundbesitzern, die nun noch reicher werden, den gemeinen Bauern bringt es nichts, sie hätten eh unter der Zahlungsgrenze gelegen.
Dann haben wir auf der Reise viele Neubauten gesehen, sicher auch sog. sozialer Wohnungsbau, und die Vorbereitungen für viele weitere Bauten waren schon getätigt. Aber man kann es sich eigentlich nicht vorstellen, man muss es gesehen haben, die Verdreckung der Landschaft durch Plaste. Müllhalden gibt es, nach unseren Vorschriften absolut unzureichend. Aber es gibt noch mehr wilde Müllkippen in Richtung Wadis und selbst vor dem Stausee Mulay Hassan II wird nicht Halt gemacht. Wie man das je in den Griff bekommen will, ist mir nicht klar. Dann war heute viel Polizei unterwegs, Geschwindigkeitskontrollen. Aber die Jungs sind eigentlich nur auf der Suche nach geeigneter Beute um ihre eigene finanzielle Situation zu verbessern. Mit Strafzettel kostet es 50€, ist man „flexibel“ kostet es nur 10-20€, natürlich ohne Zettel.
In allen Dörfer oder Städten das übliche Bild, in den Gaststätten nur Tee trinkende und schwatzende Männer, Frauen sieht man nirgends.
Um 17.30 Uhr waren wir dann in Marakech. Man denkt immer, dass ist irgend so ein angesagtes Wüstendorf. Doch da irrt man gewaltig. Der Ort war mal ein einfacher Karawanenlagerplatz, der im 11.Jh. für die Armee ausgebaut wurde. Zu gleicher Zeit wurden riesige Dattelpalmenhaine gepflanzt, die stehen heute noch im Nordosten der Stadt. Die Medina ist von einer 9 km langen Stadtmauer umgeben und stammt aus der Almoravidenzeit (12.Jh.)
Bei unserer Ankunft wurden wir am Djamaa el Fna aus dem Bus entlassen. Das ist der „Platz der Geköpften“! Aber diese Zeiten sind lange vorbei, heute füllt sich der „Platz der Gaukler“ am späten Nachmittag mit Wasserverkäufern, Schlangenbeschwörern, Tänzern, Akrobaten und Musikanten. Und dann natürlich all den Verkäufern, die dich bedrängen. Dazu heute am Sonntag Menschen über Menschen. Eine Melange, wie wir sie von unseren Weihnachtsmärkten kennen. Für jedes Foto muss man bezahlen. Nun, wir haben erste Eindrücke gewonnen.
Mit unserem Hotel sind wir nicht ganz so zufrieden, wie mit dem in Meknes.
Herzliche Grüße aus Marakech von D&B