Pünktlich 6.30h erreichen wir Spitzbergen. Das ist nur eine Insel im Verbund, der Svalbard genannt wird. 1231 km vom Nordpol entfernt, 1925 Norwegen zugesprochen. Berge bis zu 1120 m und rund 3000 EW. Die Temperaturen übersteigen nur in den 3 Sommermonaten die Nullgradgrenze. Wir machen in Ny-Alesund fest und gehen da auch an Land in eigener Regie. Jetzt haben wir 6°C, dank der Ausläufer des Golfstroms, etwas neblig ist es leider, doch das wird dem „Stadtgang“ keinen Abbruch tun, die 120 EW werden sich freuen! (Im Winter in der Dunkelheit sind es nur 30 EW) Viel Kohle gibt es hier und auch eine russische(!) Siedlung, Barentsburg. Das Wetter ist eigentlich immer schlecht, doch bis auf etwas Nieselregen hatten wir heute Glück. Kurzzeitig dachte man, die Sonne würde es noch schaffen.
Die Ansammlung ein bis zwei stöckiger Holzhäuser ist übersichtlich. Man benötigt maximal 2,5 Stunden bei sehr langsamer Gangart. Gesehen haben wir 2 Rentiere, brütende Gänse und Seeschwalben, sowie Huskys. Leider keinen Eisbär. Die Seeschwalben brüten häufig direkt neben den Wegen und verteidigen ihre Nester sehr aggressiv. Man muss da schon etwas aufpassen. Sigrid und Werner luden dann zu einer Tasse Kaffee mit Waffel ein, die uns im Angesicht der Gletscher und hohen, schneebedeckten Berge gut geschmeckt hat. Der nördlichste Kaffee, den wir je getrunken haben!
Auf der Weiterreise nach Longyearbyen, der Hauptstadt Spitzbergens, passieren wir viele kleine Eisberge. Die Crew hat schon einen geborgen, so dass heute am Abend die Getränke mit uraltem Gletschereis serviert werden! Aber zuerst geht es zum Magdalenenfjord, der, laut Beschreibung, wild-romantisch sein soll. Doch bevor es soweit ist, ist Tanzstunde! Also, die verfolgt mich richtig! Eigentlich haben die Stunden bis jetzt nur ein Ergebnis gebracht, wir tanzen seit 45 Jahren falsch! Ist doch prima.
Heute habe ich alle angesteckt mit meinem Fimmel, jeden Tag etwas im Fitnessraum zu arbeiten. Bis auf Werner, der sich wahrscheinlich in dieser Zeit ein paar Törtchen rein gequetscht hat!
Dann der Fjord, der nördlichste Punkt unserer Reise. Zuerst mit leichtem Schneefall, später dann Sonne. Nebenbei 2 Seeelefanten beobachtet, einen alten und nicht mehr benutzten Naturhafen der deutschen Walfänger gesichtet, sowie einen alten Friedhof, wo sicher nur Walfänger bestattet wurden. Dann kam die Attraktion. Am Ende des Magdalenenfjords tauchte ein großer Gletscher auf und davor einige kleine Eisstücken. Es wurde ein Boot zu Wasser gelassen und 3 Männer bargen ein großes Eisstück. War ein gewaltiges Teil, wurde an Bord gehievt und auf alle Tankstellen des Schiffes verteilt. Von nun an gab es in jedem Glas Gletschereis. Wir gingen um 23.45h aus der Bar auf`s Zimmer. Grundsätzlich richten die Stewards am Abend die Zimmer, Betten werden abgedeckt und die Vorhänge zu gezogen. Man kommt also in ein dunkles Zimmer, wo künstliches Licht brennt. Dann kommt das große Aha! Die Vorhänge werden geöffnet und die Sonne scheint in die Kabine!
Longyearbyen wurde von einem amerikanischen Unternehmer gegründet und erhielt auch seinen Namen. Die Hauptstadt des Svalbard-Archipels hat 2000EW und eine ganze Menge kultureller Einrichtungen. Man fördert noch heute Steinkohle. Rund 700 Tausend Tonnen von September bis März, dann beginnt der Abtransport auf dem nun eisfreien Meer. Einmal für den eigenen Bedarf, aber auch für den Export, u.a. nach Deutschland! Sehr sinnig. Hier macht alles schon einen wesentlich geordneten Eindruck. Nachdem wir unserem Goldpaar, Uda und Bernd Maier, gratuliert haben, fahren wir mit dem Bus in die „Stadt“.
Der Ort besteht aus Holzhäusern, alle in bräunlichen Tönen angestrichen und gegründet auf Holzstämmen. Sie haben sogar eine Fußgängerzone mit netten Geschäften und Gaststätten. Durch den Ort rennen etliche Rentiere auf der Suche nach etwas Fressbaren. Erstaunlicher Anblick sind die Unmengen an Schneemobilen u. Schi, die vor den Häusern stehen. Also werden sie viel Schnee haben. Außerhalb der Stadt gibt es eine Samenbank der Norweger, wo sie bei -18°C das genetische Erbe der Nutzpflanzen erhalten. Nach 2 Stunden ist man aber auch durch, es sei denn man besucht noch das Heimat- oder das Fliegereimuseum. Um 13h geht es schon weiter, wieder gen Süden zum Nordkap. Mit einem Abstecher nach Barentsburg und dort Vorbeifahrt an der russischen Siedlung, wo heute noch 300 Personen leben. Die Mine ist nicht mehr rentabel, sie fördern nur noch 100 000 Tonnen Kohle im Jahr. Schon optisch ein gewaltiger Unterschied zu Longyearbyen. Uda und Bernd haben heute Abend geladen, in „Harry`s Bar“! Aber erst einmal geht es jetzt zum Kaffee, das Motto heute: „Wiener Kaffeehaus“.
Am Abend gratulierte dann die Schiffsbesatzung Uda und Bernd. Über dem Tisch waren 4 farbige Luftballons angebracht und Luftschlangen fielen von der Decke zum Tisch. Von der Bedienung sangen etwa 12 Personen zu einer Gitarre ein Ständchen und zum Schluss wurden die Luftballons angestochen. 4 Salutschüsse! Dazu gab es eine Torte mit brennenden Kerzen. Im Anschluss daran sind wir in eine Bar. U&B ließen alles auf ihre Zimmernummer schreiben. So ging es uns bis 0.30h sehr gut. Und getanzt wurde, allerdings falsch! Dafür gehen wir heute nochmals in die Tanzstunde, bevor wir Honningsvag (Norge) erreichen. Honnigsvag wurde von den Deutschen fast vollständig vernichtet. Von dort erfolgt der Transfer zum Nordkap. Vorher passieren wir allerdings schon mal das Kap, soll gegen 18h sein, dann werden wieder alle auf die Außendecks stürmen! Übrigens fuhr 1875 der erste Touristendampfer zum Nordkap, von da an ging es bergauf. Aber auch das kann man so oder so sehen, der Kommerz ist vorherrschend. Nicht überraschend bei durchschnittlich 1200 Besuchern am Tag! Das Nordkap auf der Insel Mageröya ragt fast senkrecht über307m aus dem Wasser. Aber der nördlichste Punkt des Festlandes Europas liegt noch 1,6 km weiter, allerdings nicht so spektakulär. Es soll auch noch ein paar andere Inseln geben, die nördlicher liegen.
Von Honningvag fährt man noch 34 km bis zum Nordkap. Die Landschaft ist sehr karg, keine Bäume oder Sträucher, nur Moose, Flechten und spärliches Gras. Viele Rentiere. Die kann man auch noch mal ganz nah beim Zwischenstopp an der „Samenecke“ erleben! Die Samen haben die Gunst der Stunde genutzt und vermarkten sich selbst. Die fotowütigen Touristen nehmen es dankend an!
Der Himmel hatte sich zugezogen mit schweren, dunklen Wolken und man hätte glauben können, dass Wetterglück hätte uns verlassen. Doch am Kap zeigte sich die Sonne zuerst zaghaft, dann in voller Größe. Schon beeindruckend, diese Aussicht vom Kap-Plateau. Die Temperaturen zwar gefühlt am Gefrierpunkt, doch wir waren alle gut angezogen. Den hinteren Teil des Felsens ziert ein riesiger Parkplatz und ein großes, mehrgeschossiges Gebäude. Allein ist man nie am Kap, denn es gibt auch einen großen Campingplatz. Wir fuhren bei strahlendem Sonnenschein wieder zum Schiff und dort fotografierte ich die Sonne um 0.40h noch ein letztes Mal bei diesem Ausflug. Oder das erste Mal an diesem 23.6.! Das Ergebnis des entscheidenden Fußballspieles im Viertelfinale zwischen Deutschland und Griechenland rundete den Tag perfekt ab!
Inzwischen fahren wir durch das Inselgewirr Nordnorwegens auf Tromsö zu, das die Albatros gegen 14h erreichen soll.